Uraltes Handwerk in der Hammerschmiede Wertach
Ohrenbetäubend ist der Lärm in dem düsteren Gebäude, wenn der riesige Hammer mit gewaltiger Wucht auf den Amboß trifft und das glühende Eisen bearbeitet. Noch in über hundert Metern Entfernung spürt man das leichte Beben des Erdbodens.
Wir sind in der Hammerschmiede, die sich in der Grüntenseestr. 35 befindet, unter Denkmalschutz steht und seit vier Generationen im Besitz der Familie Huber ist. Heute gibt es in ganz Deutschland nur noch ganz wenige Betriebe, da der Beruf des Hammerschmiedes ein aussterbendes Handwerk ist. Die Technik des „Hammerschmiedens“ wurde schon vor 500 Jahren erfunden. Damals wurde am Grünten und in Hinterstein noch Eisenerz abgebaut und im Allgäu verarbeitet. An der Technik hat sich bis heute kaum etwas verändert.
Am Hammergestell ist die Jahreszahl 1846 und der Name „Andreas Bock“ eingeschnitzt. Da es sich um ein erneuertes Gestell handelt, wird die Errichtung der Schmiede auf die Jahre 1610 bis 1620 geschätzt. Die Hammerschmiede besteht aus 2 gigantischen Schwanzhämmern, einem einhundertjahre alten Eichenstamm, 2 Wasserrädern, die von Martin Huber gebaut wurden, 1 riesiger Schleifstein (Durchmesser 2,20 m mit 4 Tonnen Gewicht) aus Mainsand der sich in 10 Jahren um 70 cm abnützte, sowie dem Stauweiher mit Triebwerksanlage. Der Stauweiher wird mit dem Quellwasser des Peterlesbach gespeist (ca. 35 Liter pro Sekunde), welches ganzjährig ca. 8-9 Grad hat und auch bei extremer Kälte nicht einfriert. Dies war auch der Grund, dass Ludolf Demmeler, der vorher eine Hammerschmiede an einem anderen Standort hatte und auf das Wasser der Starzlach und Peterlesbach angewiesen war, die Schmiede ca. im Jahre 1890 kaufte. Bei seiner alten Schmiede konnte bei Dauerfrost im Winter bis zu drei Monate nicht gearbeitet werden.
Funktion:
Die Schwanzhämmer und der Schleifstein werden ausschließlich mit Wasserkraft angetrieben. Das Wasser wird in einem Weiher angestaut. Von dort treibt es zwei Wasserräder an, welche bei Bedarf die Hämmer in Betrieb setzen. Der Breithammer hat ein Gewicht von 150 kg, der Streckhammer bringt 142 kg auf die Waage. Die zwei Schmiedefeuer werden mit Schmiedekohle angefeuert und mit Hilfe des Gebläses auf eine Temperatur von ca. 1700 bis 1800 Grad erhitzt. der glühende Stahl, bzw. Eisen wir bei einer Temperatur von ca. 1100 Grad mit dem Hammer bearbeitet. Die Grundform wird mit dem Hammer hergestellt, die Feinarbeiten werden von Hand auf dem Amboß vorgenommen.
Werkstück:
Früher wurden Hieb- und Stichwaffen hergestellt (Lanzen und Hellebarden). Aus der Waffenschmiede entstand der Werkzeugschmied, der land- und forstwirtschaftliche Werkzeuge herstellte (Äxte, Beile, Sabine, Streckhacken, Schaufeln, Heuschroter uvm.) Heute macht die Führungen Otto Huber, der eine lange Familientradition fortführt.