Eine einzigartige Käsespezialität mit ganz besonders deftigem Geschmack und einem phänomenalen Duft, gegen den selbst ein vollreifer Limburger zur Fadheit verblasst.
„Bayerns geheime Waffe“ oder „Der Aristokrat unter den Stinkkäsen“ nennt man ihn, denn allein sein Geruch hätte im Jahre 1866 wohl die Preußen zurück gedrängt. Mit dem Weißlacker im Rucksack kam man auch in überfüllten Zügen davon ausgehen, dass man das Abteil in kürzester Zeit für sich alleine zur Verfügung hat:
Doch was ist nun so besonders an dem Milchprodukt mit dem strengen Duft?
Im Jahr 1874 wurde der Weißlacker von den Gebrüdern Kramer in Wertach erfunden. Um seine Entstehung ranken sich zahlreiche Anekdoten. Unter anderem diese:
Im Jahr 1874 standen die Brüder Josef und Anton Kramer fast vor dem Ruin. Schuld daran war der französisch-preußische Krieg, in dem der Käseabsatz rapide zurück ging und man wegen fehlender Kühlmöglichkeiten nicht auf Vorrat produzieren konnte. Eine längere Lagerzeit war damit ausgeschlossen. Dies veranlasste die Gebrüder Kramer zu experimenten mit einem „Backsteinkäse“ (Allgäuer Limburger), indem sie den Fett- und Salzgehalt erhöhten, um den Käse länger haltbar zu machen. Nachdem der Käse nach einem Jahr schon fast in Vergessenheit geriet, holten die Gebrüder Kramer ihn nochmals zum Probieren hervor. Und schon nahm die Erfindung ihren Lauf: Der Weißlacker, der seinen Namen einer weißen, lackartigen Schmiere auf der Oberfläche zu verdanken hat, schlug dermaßen gewaltig ein, dass die Gebrüder Kramer kaum noch mit der Produktion nachkamen. Im Jahre 1876 erhielten sie für ihre Erfindung ein königliches Patent für 15 Jahre- der erste patentierte Käse der Welt war geboren!
Heute wird der Weißlacker von der Allgäuer Hof-Milch GmbH in Sonthofen produziert. Der Fettgehalt in der Trockenmasse liegt bei 45 %, der Salzgehalt bei 5 %. hergestellt wird dieser authentische Allgäuer Käse nach einem traditionellen Herstellungsverfahren. Die hochwertige Heumilch, die dabei zum Einsatz kommt, stammt von den Allgäuer Heumilchbauern, die besonders großen Wert auf eine artgerechte Tierhaltung legen. Nach dem Einlaben wird der Bruch vorsichtig walnussgroß geschnitten und nach zwei bis drei Stunden auf Spanntischen ausgeschöpft. Nach dem Wenden werden die Käse für zwei Tage in ein 20 %-iges Salzbad gelegt. Sechs Wochen verbringt der Käse dann in einem warmen Raum, wo er zweimal pro Woche mit Salz „geschmiert“ wird. Anschließend reift er neun Monate in einem Kaltlager.
Der Weißlacker ist der Liebling der Wirte, da er den Bierkonsum gewaltig steigert. Klassisch isst man den Weißlacker in kleinen Stücken auf gebuttertem Brot, ergänzt mit frischen Radieschen und etwas Pfeffer, oder mit einem deftigen „Schübling“ (spezielle Allgäuer Bockwurst), milden Zwiebeln, Salatgurke, Essig und Öl. Warm ist er eine ideale Ergänzung zu Allgäuer Kässpatzen.
Der Weißlacker bereitet dem wahren Genießer ein auf der ganzen Welt einmaliges Geruchs- und Geschmackserlebnis. Der Kenner und Liebhaber wird dem Weißlacker nicht entkommen und ihm hoffnungslos verfallen. In der Sennerei Wertach bekommt man den Weißlacker pur und auch in Variationen zu kaufen.
Der Weißlacker wurde auch als schützenwertes Lebensmittel bei der Bewegung "Sloow food" seit 2006 als "Arche-Passagier" aufgenommen. Mehr